Ich höre sehr gerne vietnamesische Popmusik. Ich bin damit aufgewachsen und habe durch das Singen auf Vietnamesisch das Schreiben und Lesen gelernt. Daher informiere ich mich gern über die neusten Chartstürmer, lasse mich gern auf neue Ohrwürmer ein und freue mich wie modern und offen sich die Musikindustrie in den vergangenen zehn Jahren geworden ist.
Es ist catchy, es ist süß und bunt inszeniert und trotzdem kommt mir die Galle hoch.
Con gái nói có là không
Con gái nói không là có
Übersetzt bedeuten diese beiden Zeilen grob: “Wenn ein Mädchen ‘Ja’ sagt, meint sie ‘Nein’. Wenn ein Mädchen ‘Nein’ sagt, meint sie ‘Ja'”.
Genau solche Zeilen können meiner Meinung ein falsches Abbild des weiblichen Geschlechts definieren. Dass Frauen nie wüssten was sie wollen. Dass man sie doch rumkriegen kann, wenn man sich richtig Mühe gibt. Dass Frauen mit ihren Worten zwar klar und deutlich ‘Nein’ gesagt haben, doch mit ihren Blicken, ihrem Kleidungsstil, ihrer Gestik ‘Ja’ meinen.
Ist es nicht eine völlig falsche Konditionierung des anderen Geschlechts?
Manchmal sehe ich unsere Gesellschaft noch in diesem Wandel der Gleichberechtigung: Während genug Frauen und Männer ganz klar definieren, dass alle Menschen unabhängig ihrer sexuellen Orientierungen dieselben Rechte und Fähigkeiten haben, gibt es immer noch Menschen, die dem weiblichen Geschlecht die schwächeren, devoten Charakterzüge zuordnen.
Insbesondere beim Flirten wird die Frau immer noch als ‘Beute’ gesehen und der Mann muss nur schnell, stark und hartnäckig genug sein. Dann wird er das zarte Wesen am Ende des Abends schon über die Schulter schmeißen, sich mit der Keule drei Mal auf die Brust klopfen und siegreich davon stampfen.
Jeder soll flirten wie er mag. Ich bin wahrscheinlich die Letzte, die im Club auf den Kerle zugeht und zwinkernd fragt [Bitte hier Joeys Stimme und Mimik einfügen] “How you doin’?”, weil es nicht meine persönliche Art ist. Und ich kann es auch natürlich auch nachvollziehen, dass man sich zu einem gewissen Grad begehrlich machen möchte – aber dies trifft nach meinen Erfahrungen definitiv auf alle Geschlechter zu!
Womit ich meine Probleme habe ist es wie das weibliche Bild in den asiatischen Medien inszeniert wird.
Natürlich sehe ich, dass es da noch einen Unterschied zwischen den westlichen und asiatischen Medien gibt und dass in Asien das Geschlechterbild noch deutlich konservativer ist als unseres hier in Deutschland.
Aber in wie vielen Actionfilmen ist tatsächlich die Protagonistin weiblich? Wie oft ist sie nur hilfloses Anhängsel, damit der Held sie aus den grausamen Klammern des Schurken befreien kann? Oder denkt man unsere geliebten, hochwertigen Sendungen “Bachelorette” und “Bachelor” in denen die Frauen unheimlich viele Phobien haben, in äußerste Gefahren gebracht werden um von den heißen Mackern beschützt zu werden.
Oder in wie vielen beliebten K-Dramas sind die männlichen Helden zu Anfangs so richtig idiotische Ekelpakete und doch verliebt sich die Protagonistin zum Ende hin in ihn, weil er hartnäckig bleibt [und in wie vielen Fällen in Wirklichkeit Bad Boys mit zartem Kern sind und ihr eigentlich doch nur die Welt zu Füße legen möchte]. Stellt Euch “Boys over Flowers” mal mit einem unattraktiven Goo Jun Pyo ohne traurige Familiengeschichte vor?!
Wie sollen die Männer denn die Zeichen deuten oder uns Frauen verstehen, wenn Medien vermitteln, dass ein “Nein” nur ein zaghaftes Hinauszögern der Frauen ist, weil sie wollen, dass man sich noch mehr um sie bemüht? Wenn Frauen in ihren eigenen Liedern singen: “Du schaffst das! Erobere mich, denn ich habe schon länger ein Auge auf dich geworfen! […] Es ist nur eine Herausforderung!”
Und gerade wenn wir in den Nachrichten immer wieder von Vergewaltigung von Studentinnen in Amerika hören und sich die Beamten vom Dienst ein Formular ausdenken um von wirklichem “Consent” zu sprechen. Nein, ich sage nicht, dass ihr ‘Nein’ nicht stark genug war und dass er aufgrund der Medien ja nicht hätte wissen können, dass ihr ‘Nein’ auch wirklich ‘Nein’ bedeutet.
Meiner Meinung nach trägt es aber nicht positiv dazu bei wenn man sich an solchen gefügigen, schwachen Weibsbildern in Film und Musik festhält.